Haus von Naďa und František Munk

Bereits das erste Einfamilienhaus in der Villenkolonie Baba für František und Naděžda Munk erregte Aufmerksamkeit. Das Haus wurde von Josef Fuchs, dem Mitautor des Messepalastes, in Zusammenarbeit mit Munks Neffen Otokar Fischel entworfen. Die Wohnzimmer der Familie befinden sich atypisch in einem erhöhten überhängenden Würfel mit vergrößerten Schiebefensterscheiben in Form eines Schiebestreifens. Das Wohngeschoss ist über eine Terrasse und eine freitragende Treppe mit dem Garten verbunden.

Architekt

Josef Fuchs

(*1894 +1979 Prag)

Architekt und Bauunternehmer, Student von Jan Kotěra und Josip Plečnik, der ihn mit seinem Traditionalismus anfangs beeinflusste. Bald fand er jedoch den Weg zum Konstruktivismus und Moderne. Mitautor des Messepalastes (mit Oldřich Tyl), der Ikone des Funktionalismus in der Zwischenkriegszeit, die Le Corbusier selbst bewunderte. Er arbeitete mit der Idee maximaler Funktionalität. Seine Projekte zeichnen sich durch perfekte Proportionen und geometrische Genauigkeit aus. Er gewann mehrere inländische und ausländische Preise, z. B. die Bronzemedaille bei der Ausstellung für moderne dekorative Kunst und Kunstgewerbe in Paris 1925 (für den Entwurf des Interieurs) oder den Ritterorden der französischen Ehrenlegion (für den Entwurf der französischen Ausstellung auf der Messe in Prag 1930).

1916-1920
Architekturstudium bei Prof. Josip Plečnik an der Kunstgewerbeschule in Prag 

1920-1923
Zusammenarbeit mit dem Büro von Prof. Jan Kotěra in Prag

1923-1948
selbstständiger Architekt in Prag

Bedeutende Projekte

1924-1928
Messepalast, Prag – Holešovice (Zusammenarbeit mit Oldřich Tyl)

1931
Eingangsgebäude des Zoos, Prag – Troja 

1932
Einfamilienhaus von Naďa und František Munk, Baba, Prag – Dejvice

1934
Eishockeystadion Prag – Štvanice

Villen, Prag in Pelc-Tyrolka, Prag – Dejvice

Otokar Fischel

(*1904 Liberec +1984 Praha)

Autorisierter Zivilingenieur mit eigenem Ingenieurbüro, spezialisierte sich auf kleinere Projekte. In der Baba-Siedlung beteiligte er sich an dem Entwurf des Lužný-Hauses und des Bautz-Hauses und er entwarf in der ersten Phase zusammen mit Josef Fuchs das Munk-Haus. Als Neffe von František Munk überwachte er den Bau dessen Hauses bis zur Fertigstellung. Die Munks zogen erst nach ihrer Rückkehr von einem Arbeitsaufenthalt in den USA ins Haus. Ebenso überwachte er den Bau des Kunstgewerbehauses des Tschechoslowakischen Werkbundes (SČSD) vom Architekten Oldřich Starý.

Eigentümer

Naďa und František Munk

Ing. František Munk (1901-1999) zeichnete sich als Diplomat, fähiger Organisator und Geschäftsmann aus. Auch dank seiner Sprachkenntnisse war er bis zu seiner beruflichen Abreise in die USA 1931 als Direktor der Prager Mustermessen tätig. Nach seiner Rückkehr aus Amerika zogen er und seine Frau Naďa in eine Villa in der Villenkolonie Baba ein. František und Naďa Munk verließen ihr Haus mit ihren Kindern unter dramatischen Umständen nach der deutschen Besetzung im Jahr 1939, wie Suzanne Munk Ragen in ihrem Text „Haus in Baba, wo ich geboren wurde“ schildert. Das Haus wurde von den Nazis als jüdisches Eigentum beschlagnahmt. František Munk verkaufte das Haus 1947 nach seine Rückkehr aus der Emigration, was sich als sehr vorausblickend erwies, denn kurz danach musste er wieder ins Ausland emigrieren. Die Geschwister Munk leben heute in den Vereinigten Staaten und sind immer ein willkommener Besuch bei aktuellen Hausbesitzern.