Haus von Ludmila und Karl Herain

Das erste von drei Projekten in der Baba-Siedlung von Ladislav Žák ist ein Einfamilienhaus für Karel Herain, den Direktor des Kunstgewerbemuseums, und seine Frau Ludmila. Das Haus trägt wieder die überaus moderne und unverwechselbare Handschrift von Ladislav Žák. Diesmal in der originell konzipierten halbzylindrischen Treppe, die vom Erdgeschoss zur Sonnenterrasse mit einer Dachmarkise führt. Die Form der Treppe verleiht dem Haus einen aerodynamischen, nautischen Charakter. Die Fensterbänder in allen Geschossen sind konsequent auf den Blick auf die Prager Burg und das Flusstal orientiert. 

Architekt

Ladislav Žák

(*1900 Prag +1973 Prag)

Architekt, Maler, Designer von Möbeln und Interieurs, Theoretiker und Pädagoge, Student von Josef Gočár an der Akademie der bildenden Künste. Während seines Aufenthalts in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden interessierte er sich für funktionalistische Gebäude, Bauhausarchitektur und niederländischen Rationalismus. Zum Höhepunkt seines funktionalistischen Werks gehören drei außergewöhnliche Häuser in der Baba-Siedlung (Zaorálek, Herain und Čeněk), bei denen er funktionalistische Prinzipien anwandte: freier Grundriss, geräumige, mit den Außenterrassen verbundene Zimmer, helle Fassaden und Fensterbänder. Der Einfluss des nautischen Stils ist ebenfalls spürbar: Schlafzimmer als Kajüte, abgerundete Formen von Gebäuden und Rundfenster, das Dach von Herains Villa wurde mit einer Kommandobrücke versehen. Auch seine Interieurs und Möbel waren funktionalistisch und puristisch. Nach Meinungsverschiedenheiten mit Bauherren begann er, sich der Landschaftsarchitektur und dem Städtebau zu widmen, was er 1947 in der Publikation „Obytná krajina“ (Die bewohnte Landschaft) zusammenfasste. Im Sozialismus blieb er dank des Architekten Frágner als Architekturlehrer an der Akademie der bildenden Künste tätig.

1919-1924
Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste Prag bei Prof. Karl Krattner 

1924-1927
Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste Prag bei prof. Josef Gočár

1927-1930
Zeichenlehrer an Fachschulen in Brünn und Pilsen

1927-1948
selbstständiger Architekt in Prag

1945-1973
Dozent für Garten- und Landschaftsarchitektur an der Akademie der bildenden Künste Prag

Bedeutende Projekte

1932
Einfamilienhaus von Ludmila und Karel Herain, Einfamilienhaus von Bohumil Čeňek und Einfamilienhaus von Hugo Zaorálek, Baba, Prag – Dejvice

1932-33
Villa von Dr. Ing. Miroslav Hain, Prag – Vysočany 

1934-35
Villa des Filmregisseurs Martin Frič, Prag – Hodkovičky

Umbau eines eigenen Wohnhauses mit kleinen Wohnungen, Prag – Letná 

1936-37
Villa der Schauspielerin Lída Baarová, Prag – Dejvice 

1946
Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs, Ležáky

Eigentümer

Ludmila Herainová a Karel Herain

Der herausragende tschechische Kunsthistoriker Karel Vladimír Herain (1890-1953) war ein großer Förderer des modernen Designs und der Architektur. Er war auch Mitglied des Ausstellungsausschusses der Villenkolonie Baba. Zusammen mit dem Grafiker Sutnar und dem Architekten Žák erstellte er 1932 ein repräsentatives Buch O bydlení (Über das Wohnen). Nach 1948 musste Karel Herain die Position des Direktors des Kunstgewerbemuseums unfreiwillig verlassen und bis zu seinem Tod widmete er sich seiner privaten Kunstsammlung. Der jetzige Eigentümer versucht erfolgreich, den ursprünglichen Charakter des Hauses so treu wie möglich zu erhalten.